Startrails - Die Sterne auf den Chip bringen

Wer bei einer klaren Nacht in den Himmel blickt, völlig fasziniert ist von den Sternen und dann auch noch den Wunsch verspürt, dieses Funkeln „für die Ewigkeit“ festzuhalten, dem kann geholfen werden. Mit ein bisschen Knowhow geht es sogar relativ einfach, vorausgesetzt man bringt die nötige Geduld mit und sorgt für ein paar unvermeidliche technische Grundlagen.

 

Während zu analogen Zeiten der Verschluss der Kamera bei Nachtaufnahmen fast beliebig lange offen gehalten werden konnte, hat sich dies im digitalen Zeitalter geändert. In der Regel belichtet man für Startrailaufnahmen max. 30 Sekunden pro Photo. Dafür wird dann eine Vielzahl an Photos aufgenommen und man rechnet die Sternspuren der einzelnen Photos am Rechner später zusammen. Längere Belichtungszeiten verkraften die Digitalkameras meist relativ schlecht, da das Bildrauschen mit steigender Belichtungszeit zunimmt. Mit Hilfe dieser Einzelsequenzen jedoch kommt man zum gleichen Ergebnis wie bei den Analogkameras.

 

Zuerst also die technischen Voraussetzungen:

Stativ: Jedes noch so geringe Ruckeln an der Kamera während der Aufnahme zerstört den Startrail, also unbedingt ein stabiles Stativ verwenden und auf einen guten Stand achten. Eventuell ist es ratsam, das Stativ mit einem Gewicht (z.B. Fotorucksack) zu stabilisieren. Nachdem alle Einstellungen wie Kameraausrichten, Scharfstellen, Belichtungszeit/Blende/Isozahl wählen, erledigt sind und die Aufnahmenserie gestartet ist, darf man das ganze System nicht mehr berühren! Die kleinste Berührung reicht u.U. aus und man hat einen „Sprung“ in der Sternspur und das nachträglich in einem Bildbearbeitungsprogramm zu korrigieren macht wirklich keinen Spaß…

Fernauslöser: Aus dem gleichen Grund notwendig wie oben beschrieben, bloß nicht an der Kamera wackeln! Beim Kabelauslöser kann man bequem das „Dauerfeuer“ arretieren, so dass nach jeder Aufnahme sofort die nächste ausgelöst wird, ohne dass man an die Kamera muss.

Akku: Mit möglichst großer Kapazität! Je länger der Akku hält, umso mehr Aufnahmen kann man machen und umso länger wird die Sternspur. Wenn man die Kreise möglichst vollständig auf das Bild bekommt, ist das Photo natürlich dementsprechend wirkungsvoller. Einen Akkuwechsel während den Aufnahmen zu machen, ist ausgeschlossen (siehe Stativ…)

Speicherkarte: Da wir ja möglichst viele Aufnahmen machen wollen, sollte die Größe der Speicherkarte der Kamera entsprechend angepasst sein! Wenn man weiß, wie lange der Akku hält, kann man sich ja in etwa ausrechnen, wie viele Photos „pro Akkuladung“ gemacht werden und den Speicherplatzbedarf entsprechend abschätzen.

Objektiv/Brennweite: Optimal sind hier Weitwinkelobjektive. Je geringer die Brennweite, umso mehr Sternenhimmel kommt auf das Photo und auch ein interessanter Vordergrund kann mit abgebildet werden. Startrails ohne Landschaftsbezug oder Vordergrund (dekorativer Baum etc.) wirken eher psychodelisch…

 

Wichtig: Den Autofocus ausschalten (wenn während der Aufnahmen plötzlich Nebel aufzieht, ist der Autofocus leicht überfordert und vorbei ist es mit den scharfen Photos…).

Noch ein Wort zur Fokussierung: Nicht ganz einfach, vor allem wenn es dunkel ist: Hier gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Entweder tagsüber die Unendlichkeitsstellung am Objektiv markieren (inzwischen hören die meisten Objektive nicht mehr bei Unendlich auf, sondern man kann sie durchaus noch weiter drehen, was dann wieder unscharfe Photos liefert…)
  • Oder auf eine weit entfernte Lichtquelle (idealerweise nicht in Photorichtung: Mond; weit entfernte Lichter einer Stadt; Taschenlampe, die ein Freiwilliger weit wegträgt) fokussieren und dann Autofokus deaktivieren
  • Oder manuell per LiveView auf die Sterne fokussieren (mit Zoomfunktion die Schärfe überprüfen)
  •  Oder ohne LiveView: Aufnahme der Sterne machen, Schärfe überprüfen und nachstellen, neue Aufnahme machen etc. bis die Einstellung passt und scharf ist.

Kamera: Ideal ist eine Kamera mit wenig Bildrauschen (im höheren Isobereich) und geringer Anzahl an Hotpixeln ;-). Vor allem, wenn die Photos nicht nur für eine Startrailaufnahme (hier wird das Rauschen durch die Überlagerung der einzelnen Photos etwas herausgemittelt) sondern auch für eine Zeitrafferserie verwendet werden sollen, ist das Rauschverhalten sehr wichtig. An der Kamera sollten sich Isozahl, Blende und Belichtungszeit manuell einstellen lassen. Rauschunterdrückung an der Kamera deaktivieren (sonst wird die Pause bis zur nächsten Aufnahme zu groß…)! Serienaufnahme einstellen, dann wird bei arretiertem Fernauslöser nach jeder Aufnahme sofort die nächste Aufnahme ausgelöst!

Blendenwahl: Die Blende möglichst aufmachen (also kleine Blendenzahl), um möglichst viel Licht auf den Chip zu bekommen. Aber Achtung: Wenn im Vordergrund Bäume etc. nicht nur als Scherenschnitt mit auf das Photo kommen und ausgeleuchtet werden, müssen sie natürlich scharf sein und die Sterne im Hintergrund auch, also Blende dann entsprechend anpassen.

Software: Ich verwende hier die Freeware „Startrails“(http://www.startrails.de/indexd.html), die wirklich einfach zu bedienen ist. In dieses Programm lädt man nun alle Einzelphotos und das Programm legt alle Photos übereinander und verrechnet die einzelnen Sternpunkte zum fertigen Startrail. Letztlich wird dabei von jedem Photo der hellste Pixel verwendet, so dass die Sternspuren zu sehen sind, der Nachthimmel jedoch dunkel bleibt. Man kann das natürlich auch per Hand mit Photoshop machen (Ebenen-Modus „Aufhellen“), aber das dauert sicher deutlich länger…

 

OK, nun zum Erstellen des Startrails mit der gleichnamigen Software:

  • Programm „Startrails“ öffnen, dann
  • Datei -> Aufnahmen öffnen (jetzt den Ordner mit den Startail-Aufnahmen auswählen und alle Aufnahmen darin anwählen (Strg-A), Öffnen aktivieren

           Die Photos werden in einem Fenster angezeigt, bei Bedarf kann man hier noch    

           Photos deaktivieren, die nicht gefallen und nicht mit verrechnet werden sollen.

           Doch Vorsicht: das hinterlässt Lücken in den Sternbahnen…)

  •  Nun betätigt man den Button „Strichspuren“ und das Programm berechnet die Strichspuren. Den Stand des Fortschritts kann man am Bildschirm verfolgen, wem das zu lange dauert, der kann inzwischen einen Kaffee trinken. Das Ergebnisbild wird dann als TIFF-Datei gespeichert und kann bei Bedarf noch in Photoshop optimiert werden (Hotpixel wegstempeln, Optimieren von Farbe, Kontrast etc.).
  • FERTIG!

      Wer will, kann auch die Video-Funktion von „Startrails“ benutzen: Je nachdem wie

      groß die Prozessorleistung und der Arbeitsspeicher ist und welche Ausgabequalität man

      haben will, wählt man die Ausgabegröße und die Bildrate pro Sekunde.

 

Wann Sterne photographieren:

An der Nordhalbkugel ist die Milchstraße am besten in den Sommermonaten Juli, August und September zu sehen. Dann ist auch das Zentrum mit den meisten Sternen über dem Horizont sichtbar. Im Winter ist der Sternenhimmel etwas dürftiger, man sieht meist nur die Randbereiche der Milchstraße, aber natürlich kann man auch zu dieser Zeit schöne Photos machen. Möchte man das „Drehzentrum“ der Sterne mit auf das Photo bannen, muss man den Polarstern suchen (Grobe Faustregel: Kamera Richtung Norden ausrichten ;-)

Bei der Nachtphotographie sollte man prinzipiell auch den Mond beachten. Der Mond hat einen guten und einen schlechten Einfluss auf Startrail-Aufnahmen:

Erst zum Guten: Als natürliche Lichtquelle leuchtet er den Vordergrund aus, so dass die Landschaft in das Photo miteinbezogen werden kann, was sich mitunter wirklich gut macht (abhängig von der Landschaft ist dies aber nicht immer notwendig).

Nun zum Schlechten: Der Mond stellt eine nicht unerhebliche Quelle der Lichtverschmutzung dar, der die Sichtbarkeit der nicht so hellen Sterne auf Null reduzieren kann…

Vollmond ist also eher kontraproduktiv, v. a. wenn er mit auf das Photo kommt (unbedingt vermeiden!) oder durchgängig während der ganzen Aufnahmezeit die Umgebung beleuchtet. Aber am Anfang oder Ende einer Startrailserie kann das Mondlicht durchaus reizvolle Akzente setzen.

 

Wo ist der beste Platz für Sternenphotographie?

Prinzipiell kann man natürlich an dunklen Orten mit wenig „Lichtverschmutzung“ die Sterne am besten photographieren. Je mehr Umgebungslicht vorhanden ist, umso mehr Licht wird auch in der Atmosphäre von Staubpartikeln etc. reflektiert, was letztendlich dazu führt, dass man die weniger hellen Sterne nicht mehr erkennen kann. Am besten ist es also, raus aus der Stadt und weg vom Licht.

 

Wahl des Dateiformats: JPEG oder RAW-Format

Klare Ansage: Wer das Beste aus den Photos herausholen will, sollte unbedingt im RAW-Format photographieren. Mit JPEG kommt man zwar etwas schneller zu einem Ergebnis, aber die Nachbearbeitungsmöglichkeiten im RAW-Modus lassen das „Endprodukt“ deutlich besser aussehen. So kann man ganz bequem nachträglich Kontrast und Weißabgleich korrigieren. Mit einem Mausklick lässt sich die Farbtemperatur beeinflussen, bis das Ergebnis dem Geschmack des Photographen entspricht. Nachdem alles nach Wunsch eingestellt wurde, wird das Photo als JPEG-Datei in hoher Auflösung abgespeichert. Die Software „Startrails“ braucht dann zwar etwas länger, bis alles verrechnet ist, dafür ist die Qualität dann aber auch bestens!

 

 

Hier nochmal das Wichtigste ganz kurz zusammengefasst, damit man im „Ernstfall“ vor Ort nichts vergisst oder falsch einstellt:

 

Startrail-Checkliste

Kamera auf Stativ und mit Fernauslöser verbinden

Himmelsrichtung für Photo auswählen (möglichst nach Norden ausrichten)

Gewünschtes Dateiformat wählen (RAW oder JPEG)

Isozahl, Blende und Belichtungszeit wählen, Testphoto am Display kontrollieren

Fokussieren und Schärfekontrolle am Display

Kontrolle: Bildstabilisierung und Autofocus deaktiviert! Akkustand ?!

Photoserie starten, bei Bedarf den Vordergrund ausleuchten

Ich wünsche viel Glück und vor allem viel Spaß beim Experimentieren!

 

Das ausführliche Skript mit weiteren Informationen zum Thema gibt es bei meinen Workshops!