Plattkofel 2955 m – Fastdreitausender beim Sellajoch

Eigentlich wollten wir nur die Plattkofelrunde ohne Gipfelbesteigung machen…

 

Die Tour geht ja schon mal gut los – erstmal wie blöd suchen wir den Einstieg zur Plattkofelrunde, aber die Ausschilderung ist schlecht bzw. eher gar nicht vorhanden. Sind wir für die Tour zu früh dran (Mitte Juni liegt immer noch Schnee in höheren Lagen nach diesem extrem schneereichen Winter) oder sind die Bauarbeiten am Sellajochhaus schuld, aber auch trotz längerem Suchen finden wir keinen einzigen Wegweiser. Laut Beschreibung sollte links vom Sellajochhaus der Friedrich-August-Weg zur Plattkofelhütte ausgeschildert sein, aber davon ist nichts zu sehen. Die grobe Richtung ist klar, also gehen wir weglos über die Pistenhänge nach oben. (Richtig wäre der Eingang zum Refugio Marco Valentini, Parkplatz etwas oberhalb des gebührenpflichtigen Parkplatzes des Sellajochhauses auf einem kleinen Parkplatz am Straßenrand, nur wenige Stellplätze!).

Damit handeln wir uns zusätzlich 100 Höhenmeter ein, irgendwann geht es wegen einer Schuttreißen nicht mehr weiter und wir müssen etwas absteigen (da ich für die richtige Spur bzw. den richtigen Weg zuständig bin, hat mir dieser „Verhauer“ ein paar unwillige Worte meiner Crew eingebracht ;-)), aber zumindest ist jetzt der Weg zur Friedrich August Hütte (2256 m) klar. Nach der Hütte wird der Weg zum Steig und wir wandern unterhalb des Langkofels durch schöne Blumenwiesen mit gelben Anemonen. Anscheinend sind wir zur richtigen Zeit hier unterwegs, wieder empfängt uns eine Blütenpracht, die uns in ihren Bann zieht. Bis zur Plattkofelhütte geht es nun kurzweilig den Hang entlang mit immer neuen Ausblicken. Man umrundet den Langkofel zur Hälfte, aber die Höhenmeter halten sich in Grenzen. Als wir schließlich an der Plattkofelhütte (2256 m) stehen, überlegen wir kurz, ob wir die Umrundung abschließen sollen oder doch die Besteigung in Angriff nehmen.

Der Gipfel hat gewonnen, obwohl der Gipfel genau genommen ein elender Schutthügel ist. Ein langer Hatsch durch unendlich viel Geröll bringt uns langsam nach oben. Dann wird es nochmal richtig interessant, einige steile und verharschte Schneefelder sind zu queren und man muss höllisch aufpassen nicht abzurutschen. Sicherheitshalber trete ich ein paar Stufen in den Schnee, damit niemand vorzeitig den Rückweg antritt. Ein Australier (wie wir später bei einem Gespräch am Gipfel erfahren) ist mit uns unterwegs und klinkt sich in unsere Spur ein. Manche Stellen sind echt nervig: Das lose Geröll in dem steilen Gelände bietet kaum Halt und man hat ständig das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. So früh im Jahr sind noch zu wenig Leute die Tour gegangen, so dass das lose Zeugs noch nicht weggetreten wurde. Auch am Gipfelgrat ist Trittsicherheit notwendig, links und rechts geht es steil hinab. Die 700 Höhenmeter von der Hütte zum Gipfel ziehen sich, fast 2 Stunden brauchen wir bis zum Gipfelkreuz, aber schließlich ist es geschafft. Ein paar Hagelkörner begrüßen uns dort oben, aber die Aussicht ist absolut grandios! So stellt man sich eine Dolomitengipfelschau vor, steil aufragende Felszacken soweit das Auge blickt! Die abfallenden Flanken Richtung Langkofel sind so steil, dass man gar nicht bis zum Grund hinabschauen kann. Nach den Gipfelphotos und der Rundumsicht treten wir wieder den Rückweg an, es ist zu kalt zum Verweilen und das Wetter einfach zu unbeständig! Als wir fast zurück an der Hütte sind, reißt die Wolkendecke auf und wir können unsere verdiente Brotzeit in der wärmenden Sonne genießen.

Lange, landschaftlich reizvolle Tour.

Mit Gegenanstiegen ca. 1000 Höhenmeter (ohne „Verhauer“ nur 900 HM ;-)

 

17.06.2014

Stützpunkte während der Tour:

Sellajochhütte (2183 m):80 Übernachtungsplätze (Zimmer und Lager), geöffnet Mitte Juni bis Mitte Oktober, Tel: +39 / 0471 – 795 136 oder 795 583

Friedrich-August-Hütte: Zimmer, Tel: +39 / 0462 764-919

Plattkofelhütte (2256 m): 60 Übernachtungsplätze (Zimmer und Lager), geöffnet: Anfang Juni (Pfingsten) bis Mitte Oktober, Tel: +39 / 0462 - 601 721

Rifugio Sandro Pertini (2300 m): 18 Übernachtungsplätze, Tel: +39 / 0462 – 750 045