Naturphotographie in Fuerteventura?!

Zugegeben: Fuerteventura ist eher als Badeinsel und für seine kilometerlangen Sandstrände bekannt und nicht unbedingt die erste Adresse, wenn man als Naturphotograph unterwegs ist. Aber dennoch gibt es dort einige Highlights, die photographisch sehr lohnenswert sind. Wer also die Gelegenheit hat, ein paar Tage (oder länger ;-.) auf der Insel zu verbringen, sollte nicht nur am Strand liegen, sondern sich unbedingt einen Mietwagen nehmen und die Insel erkunden! 

Ich möchte Euch im Folgenden ein paar Ecken vorstellen, die mir besonders gut gefallen haben:

 

Fuerteventura ist eine relativ trockene und karge Insel, wer also üppiges Grün sucht, ist hier sicher am falschen Platz. Aber gerade diese Kargheit hat auch ihren eigenen Reiz: Es gibt mehrere Aussichtspunkte (=mirador), wo man den Blick besonders schön über die sanft geschwungenen, ockerfarbenen Hügel der Inselmitte schweifen lassen kann:

-          Der Mirador de Vallebron (von FV 10 Richtung Vallebron abzweigen): Aussichtspunkt mit Blick auf Montana Tindaya (Achtung: seeehr windig! Dort ist es kaum möglich, die Kamera ruhig zu halten…)

-          Der Mirador de Morro Velosa (669 m): Aussichtspunkt mit Blick auf Montana Tindaya, mit Cafeteria am Gipfel, Zufahrt Sonntag und Montag geschlossen. Dann kann man auch auf den Mirador de Betancuria ausweichen, auf dessen windiger Passhöhe zwei überlebensgroße Bronzefiguren stehen.

-          Passhöhe Degollada del Viento: in nur 5 Minuten zum Gipfel mit gemauerten Mirador: schönster Blick über die Hügel, sehr lohnenswert!

-          Passhöhe Degollada de Los Grandadillos: Blick zur Ermita de la Peña und zum See Presa de Las Peñitas

Landschaftlich hervorzuheben sind die malerischen Sandstrände bei Risco del Paso, Playa Barca und Playa Cofete. Wer möchte, kann sich auf diesen bis zu 20 km langen Sandstränden die Füße wundlaufen ohne dazwischen auch nur einen Stein berühren zu müssen. Und das Meer hat traumhafte Farben, von türkis über blau zu grün. Während Risco del Paso und Playa Barca relativ einfach zu erreichen sind, muss man zum Playa Cofete nach Morro Jable und von dort eine Schotterstraße befahren (auch mit normalen Pkw machbar, aber die meisten Mietwagenfirmen versichern diese Strecke nur bei Geländewagennutzung!). Auf der Passhöhe hat man am Mirador de Barlovento einen tollen Überblick über den Gebirgskamm und den Playa Cofete. Auf schmaler Straße winden sich die Kurven hinab zum herrlichen Sandstrand des Playa Cofete. Riesige Brecher stürzen hier an den Strand, ein beeindruckendes Naturschauspiel. Wenn man fünf Minuten vom Parkplatz wegmarschiert, kann man „seinen“ Strandabschnitt ganz alleine genießen, so wenig Leute sind hier anzutreffen. Schwimmen sollte man aufgrund der starken Untergrundströmungen hier allerdings nicht. Beim Hin- oder Rückweg kann man auf der Abzweigung zum Baya Gomez (ca. 1,2 km lang im Parque Natural de Jandia) nach den seltenen Kragentrappen Ausschau halten. Trotz besonderer Schutzmaßnahmen ist deren Population noch immer sehr bedroht. Wenn man nicht das Glück hat, diese Art zu sichten, ist dieser Geländeabschnitt ansonsten photographisch eher wenig ergiebig.

In Tefia, Llanos de la Conception, Puerto Lajas, Valles de Ortega und am nördlichen Ortsrand von Antigua stehen schön restaurierte Windmühlen, die man unbedingt anschauen sollte. Früher waren diese Windmühlen zum Mahlen von Getreide im Einsatz und Lebensgrundlage vieler Bauern.

 

Betancuria (denkmalgeschützt!) sollte man ebenfalls unbedingt besuchen. Die ehemalige Hauptstadt liegt sehr malerisch und lädt zu einem Rundgang durch den Ort ein. Die am nördlichen Ortsrand gelegene Ruine des alten Klosters San Buaneventura sollte man sich ebenfalls nicht entgehen lassen.

 Wer auf der Insel ornithologische Schwerpunkte setzen möchte, kann mehrere „Hotspots“ aufsuchen, die interessant sind:

-         Barranco de Los Molinos (Inselmitte): Die Schlucht führt zeitweise Wasser und ist daher ein Eldorado für die heimische Vogelwelt. Mitte Februar bis Ende Juli sind die besten Monate zur Vogelbeobachtung. Auf einem eigens eingerichteten Vogelbeobachtungsweg kann man diese Schlucht erkunden. Immer wieder kommt man an kleinen Tümpeln mit Brackwasser vorbei, die die Lebensgundlage vieler Vögel darstellen. Mit ein bisschen Glück kann man hier auch Schmutzgeier beobachten. Die Schmutzgeier wurden vor 16 Jahren in Fuerteventura wieder angesiedelt. Durch gezielte Schutzmaßnahmen konnte inzwischen wieder eine kleine Population aufgebaut werden.

In Los Molinos selbst kann man vom schwarzen Steinstrand aus die gewaltige Brandung bewundern.

-          Playa Barca: (Inselsüden): bei Niedrigwasser entsteht hier eine 650 m breite Wattfläche, bei Flut eine Lagune, die oft von Wasservögeln besucht wird (Löffler, Reiher, Schnepfen, Regenpfeiffer, Möwen, ...)

-          Im Süden auf der Halbinsel Jandia ist hier der Strandabschnitt Playa del Matorral hervorzuheben: Die ideale Kombination aus photographischen und Bade-Möglichkeiten: Gleich hinter dem breiten und kilometerlangen Sandstrand schließt sich eine lange, flache quadratkilometergroße Salzwiese an, die Saladar de Jandia. Dieses Feuchtgebiet wird nur ausnahmsweise bei Springflut überschwemmt und darf nicht betreten werden. Über mehrere Bohlenwege kann man dieses Gebiet Richtung Meer durchqueren. In den Salzwiesen findet man Kanarenschmätzer (stark gefährdet, kommt nur auf Fuerteventura vor), Kanarenpieper und Raubwürger, sogar Wiedehopf und Ibis sind gelegentlich anzutreffen. Auch einige Papageien sieht man hier immer wieder. In den Morgenstunden hat man nicht nur das beste Licht, sondern auch die größte Wahrscheinlichkeit, die Vögel vor die Linse zu bekommen. Relativ zutraulich ist auch das Nordafrikanische Erdhörnchen, das nicht nur hier auf Fuerteventura weit verbreitet ist.

Wer auf Fuerteventura vom Schleppen eines schweren Teleobjektives müde wird, kann sich einfach an den nächsten Strand legen, die Sonne auf den Bauch scheinen oder die Füße vom Meer umspülen lassen. Ist nämlich auch nicht schlecht! ;-)

 

Viel Spaß auf der Insel!