Jotunheimen Nationalpark

„Heimat der Riesen“: Diese wörtliche Übersetzung beschreibt den Charakter dieser hochalpinen Fjellregion mit den höchsten Berggipfeln Norwegens bestens. Über 250 Gipfel sind höher als 1900 Meter, dazwischen findet sich eine Vielzahl herrlich gelegener Seen, Flüsse und beeindruckender Gletscher. Aufgrund der nördlichen Lage und damit verbunden den niedrigeren Temperaturen trifft man hier schon Gletscher in relativ geringen Höhen an. Die starke eiszeitliche Prägung des Gebietes hat viele Trogtäler, Moränen und Eiswüsten geschaffen.

Gegründet 1980 (1140 km²) zwischenzeitlich auf 3500 km² Fläche erweitert.

Trotz des Hochgebirgscharakters ist der Jotunheimen-NP durch viele Wanderwege und Hütten gut erschlossen und bietet sich für interessante Ski- und Wandertouren geradezu an.

Jedem Photograph, der Spaß am Wandern hat, bietet diese eindrucksvolle Landschaft eine nahezu unerschöpfliche Vielfalt an Motiven: schroffe Berggipfel, blaues Gletschereis, Bergseen und wilde Gletscherflüsse, seltene Blumenarten und mit etwas Glück sichtet man auch die heimische Tierwelt.

Auch wer weniger gut zu Fuß unterwegs ist: Die Sognefjellstraße (Fv55) zwischen Lom und Gaupne sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Dieser höchste Gebirgspass Europas bietet landschaftlichen Hochgenuss und gehört zu den vier Norwegischen Landschaftsrouten. Unbedingt in die Urlaubstour einplanen! Wenn es wettermäßig nicht vollkommen zugezogen ist, gehört dies sicher zu den Highlights!

Flora und Fauna

Die extremen Lebensbedingungen in dieser alpinen Region zwingen die Pflanzen zu besonderen Anpassungen, um hier noch wachsen zu können. Je höher sich die Pflanzen befinden, umso geringer sind die Temperaturen und umso kürzer ist die Vegetationszeit (pro 100 Höhenmeter reduziert sich die Vegetationszeit um ca. 1 Woche!). An einem Standort können durch Licht/Schatten/Tag/Nacht-Wechsel bis zu 60 ° C Temperaturunterschied innerhalb 24 Stunden auftreten. Nur Spezialisten können daher in dieser Region überleben. Oft geht die Anpassung soweit, dass diese Spezialisten ihr eigenes Mikroklima schaffen, den eigenen Boden bilden und in schuttreichen Gegenden metertiefe Wurzeln haben. Diese sensible Vegetation darf nicht gestört werden. Ein Fußtritt gegen ein unscheinbares Pflanzenpolster kann 100 Jahre harten Überlebenskampf vernichten.

Den extremen Klimaverhältnissen trotzen Gletscher-Hahnenfuß, die sogar bis auf über 2300 m vorkommen und violetter Steinbrech. Unterhalb der Gletscherregionen finden sich Moore und Fjellheide. Der größte Teil Jotunheimens befindet sich allerdings oberhalb der Baumgrenze (ca. 1200 m). Im Utladalen und längs des Gjende wachsen Erlen, Gebirgsbirken, Ulmen und Latschenkiefer. In den waldreichen Tallagen sieht man häufig Maiglöckchen und Seidelbast (beide giftig!), an den Bächen den Nördlichen Eisenhut. In der unteren alpinen Zone (häufig sehr trocken) trifft man auf Alpenheide, Bärentraube, Krähenbeere, Stengelloses Leimkraut und die Silberwurz (kalkreiche Gegenden).

Man kann in Jotunheimen mit etwas Glück Elch (Utladalen, Visdalen und Veodalen), Rentier (ca. 6000 Stück), Reh und Hirsch beobachten aber auch Fuchs, Marder sowie der scheue Vielfraß und Luchs sind hier beheimatet. Der Polarfuchs kommt nur in lemmingreichen Jahren vor. Manchmal findet man auch die gut getarnten Moorhühner, eher selten jedoch den Steinadler, dann ist man schon ein Glückspilz! Die Vogelwelt Jotunheimens umfasst nahezu alle auf den Fjells im Süden Norwegens brütende Arten.

Übernachtung

Der Nationalpark hat zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten: Hotels, Pensionen, Hütten oder einfach nur das Jedermannsrecht nutzen und in der freien Natur Zelten. Es gibt auch rund 20 Campingplätze in diesem Gebiet mit sanitären Anlagen, die Ausstattung ist jedoch unterschiedlich. Der Norwegische Bergwanderverein (DNT) unterhält im Gebirge bewirtschaftete Hütten (Gjendesheim, Gjendebu, Glitterheim, Fondsbu, Skogadalsbøen, Fannarakhytta)  sowie unbewirtschaftete Hütten (Olavsbu, Yksendalsbu, Tomashelleren).

Lage und Anreise:

Ca. 240 km nordwestlich von Oslo gelegen; über die E18 von Oslo nach Sandvika, der E16 nach Hønefoss und weiter Richtung Fagernes. Ab Fagernes der Fv51 folgen nach Bygdin in Jotunheimen.

Ca. 310 km südlich von Trøndheim (ca. 4 Std. Autofahrt); entlang der E6 nach Otta, dann die Fv15 nach Lom;

 

Klima und Reisezeit:

Die Sommertemperaturen sind mit 10 bis 11°C eher niedrig und es kann auch durchaus Nachtfrost geben. In Höhen um 1000 m liegt die Durchschnittstemperatur bei nur 2,5 °C. Die Niederschlagsmengen in Südwesten liegen zwischen 800-1200mm/Jahr, in den Gletschergebieten steigt die Menge dagegen auf bis zu 3000mm/Jahr an. Frühjahr und Sommer sowie der Norden und Osten des Nationalparks sind deutlich niederschlagsärmer. Dementsprechend sollte die Ausrüstung des Wanderers beschaffen sein. Regenschutz, warme Kleidung, Bergschuhe und Gummistiefel sind Pflicht, wenn man diese Gegend erkunden will. Ein qualitativ hochwertiges Zelt und Schlafsack sollten bei Touren in diesem Gebiet ebenfalls nicht fehlen, da auch im Sommer mit Nachtfrost gerechnet werden muss. Gletschertouren erfordern die Mitnahme von Steigeisen, Pickel und Seil. Tourengeher in Jotunheimen sollten eine gute Kondition aufweisen.

 

Aktivitäten im Gebiet:

Wandern, Bergsteigen, Radfahren, Skilaufen: Alles ist in Jotunheimen möglich!

 

Hier möchte ich Euch noch ein paar schöne Touren vorstellen:

 

Besseggen-Grat:

Sehr häufig begangen, spektakulärer Ausblick nach Süden über den smaragdfarbenen Gjendesee. Alleine ist man auf dieser Tour nicht unterwegs (bis zu 30.000 Besucher pro Jahr…), aber landschaftlich dafür sehr eindrucksvoll. Der Weg zieht sich oberhalb des Gjendesees von Gjendesheim zur Memurubuhütte. Besonders beeindruckend ist das Teilstück zwischen Gjendesee und Bessvatnet, das über einen schmalen Felsrücken führt. Die Tour ist mit 6 bis 8 Stunden ausgeschrieben.

 

Besteigung des Galdhøpiggen, 2469 m, höchster Berg Norwegens (der Glittertind ist zwar mit Schneekappe 2470 m hoch, der eigentliche Berg ist jedoch „nur“ 2452 m hoch): Ausgangspunkt ist die Juvvasshytta, 1817m (Mautstraße mit großer Steigung und Haarnadelkurven), über Geröll- und Schneefelder weiter über den Gletscher (ausgetretener Pfad vorhanden). Achtung: Auch wenn viele Leute ohne Gletscherausrüstung (Seil, Steigeisengehen, Pickel) unterwegs sind (einige Norweger gehen auch mit Gummistiefel!!!), sollte die Gefahr eines Spaltensturzes nicht unterschätzt werden. Es sind durchaus Gletscherspalten vorhanden! Der letzte Anstieg auf den Gipfel ist etwas steiler, ansonsten keine technischen Schwierigkeiten. Nicht zu unterschätzen ist der Wind und die Kälte. Bei Sonne unbedingt Sonnenbrille mitnehmen.

Der Gipfel bietet eine uneingeschränkte Rundumsicht auf die grandiose Gletscherwelt Jotunheimens: ATEMBERAUBEND!

Leirvassbu:

Ca. 1 km nach Jotunheimen Fjellstue (Richtung Lom) geht es rechts ab zu Leirvassbu (Mautstraße). Von hier aus bieten sich viele Tagestouren an, z.B. zum Gletschergebiet Illåbreen oder Besteigung der umliegenden Berge. Sehr zu empfehlen!

 

Spiterstulen („Geheimtipp“):

In Richtung Lom hinter Visa Bru rechts ab zur Hütte Spiterstulen (Mautstraße). Ab hier Wanderung zum Svellnosbreen, einem Gletscher mit bizarren Eistürmen. Nicht zu dicht an die Gletschertürme herangehen, Gefahr von Stein- und Eisschlag! Fantastische Landschaft, sehr sehenswert. Bei einer Wanderung in das Visdalen kann man evtl. Elche beobachten.