Jahrhundertealte Wälder voll urwüchsiger Olivenbäume, bunte Wildblumenwiesen und dazwischen immer wieder einzelne Zypressen, die wie Nadelspitzen hervorragen:
Das satte Grün der Vegetation steht im deutlichen Kontrast zum azurblauen Meer an den malerischen Stränden im Westen der Insel. Während sanfte Hügelketten die Inselmitte dominieren, stellen sich imposante Steilküsten im Nordwesten dem Meer entgegen. Korfu hat viele Gesichter und lädt dazu ein, auf Entdeckungstour zu gehen...
Schon der Landeanflug auf Korfu gestaltet sich überaus interessant: Erst grüßen einzelne kleine Inselchen von unten herauf, dann schließlich erhebt sich der Pantokrátor (906 m), Korfus höchster Berg aus dem Meer. Die nördlichste der Ionischen Inseln ist nur wenige Kilometer vom griechischen und albanischen Festland entfernt. Mit 611 km² ist Korfu die zweitgrößte Insel im Ionischen Meer.
Die mediterrane Landschaft zieht uns gleich nach der Ankunft in ihren Bann. Jetzt im Mai blühen die Blumen in satten Farben auf unzähligen Wiesen. Mohn- und Glockenblumen zieren die Wegränder und der üppige Baumbestand an Oliven, Zypressen, Kiefern, Pinien, Zitronen- und Orangenbäumen lässt die Insel als riesiger botanischer Garten auftreten. Kräftig, wild und ungebändigt erscheint die Vegetation. Obwohl viele der Olivenbäume vor Jahrhunderten gepflanzt wurden, um das wertvolle Olivenöl zu gewinnen, hat man nur selten das Gefühl, dass der Pflanzenreichtum stark von Menschenhand beeinflusst wird. Zu urwüchsig sind die Erscheinungsformen der ausladenden Olivenbäume. Besonders schöne Exemplare finden wir im Norden zwischen Zigós und Klimatiá und auch bei Paramónas. Die mit Moos überwucherten, dicken, knorrigen Stämme bieten ein fantastisches Fotomotiv.
Die Naturschätze Korfus lassen sich ideal mit einem Mietwagen erkunden. Das Straßennetz ist für griechische Verhältnisse vergleichsweise gut ausgebaut. Auch wenn die Überlandstraßen einfach zu fahren sind, müssen im Hinterland unzählige enge Kurven in den steilen Berghängen gefahren werden. Auf den schmalen Straßen sind kleinere, wendige Autos von Vorteil, da man sowieso meist im 2. oder 3. Gang unterwegs ist. Vor allem die kleinen Dörfer haben z.T. so enge Straßen, dass manchmal unklar ist, auf welchem Weg das Dorf wieder verlassen werden kann. Spätestens bei Gegenverkehr ist zentimetergenaues Rangieren und Einklappen der Außenspiegel notwendig.
Die Natur hat auf der Insel viel Spielraum, überall wuchern Blumen und Kräuter. Makrofotografen finden daher im Frühjahr überall auf der Insel lohnenswerte Motive. Eine Vielzahl an Schmetterlingen gaukeln über die Wiesen. Schachbrettfalter, Brauner Waldvogel, Bläulinge und auch der kleine Eisvogel sind in Korfu beheimatet. Auch seltenere Arten wie den Segelfalter haben wir in der Gipfelregion des Pantokrator gefunden. Eine gute Straße führt auf den baumlosen Gipfel dieses Steinkolosses und der Ausblick über die ganze Insel und auf das nahe Albanien ist daher fast ein „Muss“, wenn man die Insel besucht.
Bei Wanderungen sollte man besonders im Frühling mit der Anwesenheit von Schlangen rechnen. Auch wenn fast alle von den 13 hier vorkommenden Schlangenarten ungiftig sind und eine Begegnung eher selten ist, sind leichte Trekkingschuhe sinnvoll. Die Sandotter (kennzeichnend ist das rautenförmige Muster am Rücken) gehört zu Europas giftigsten Arten.
Entgegen den sonst in der Naturfotografie üblichen „Dienstzeiten“ kommen die azurblauen Farben des Wassers in den unzähligen Meeresbuchten erst voll zur Geltung, wenn die Sonne senkrecht steht. In Verbindung mit dem hellen Sand ergeben sich beliebig viele Möglichkeiten, die Farbnuancen der seichten Küstenabschnitte herauszuarbeiten. Nach dem Shooting kann man sich in diesem Blau auch herrlich erfrischen…
Korfu hat einen reichen geschichtlichen Hintergrund. Venezianer, Engländer und Franzosen haben hier ihre Spuren hinterlassen. Diesen multikulturellen Flair nimmt man sofort wahr, wenn man durch die engen Gassen der Altstadt von Kerkyra, der Inselhauptstadt wandert. Reihen von kleinen Läden säumen die mit Marmor gepflasterten Gassen und in den Straßencafes und Tavernen herrscht reges Treiben. Die Korfioten sind freundliche und hilfsbereite Leute. Das Leben ist hier weniger hektisch und Geselligkeit wird groß geschrieben. Zwischen den alten Gemäuern fühlt man sich sofort ins Mittelalter zurückversetzt und mit Neugier folgt man einer Gasse in die nächste. Der Ausblick von der alten Feste über die Altstadt zum nahen Meer zählt sicher zu den Highlights Kerkyras. Dem Charme der Stadt kann sich auch kein noch so passionierter Naturliebhaber entziehen. Über die Insel verstreut liegen viele kleine Klöster und historische Bauwerke, die sich harmonisch in die Landschaft einpassen.
Der vielfältigen Vegetation Korfus steht dagegen die eher spärliche Fauna gegenüber. Sehr selten sind Begegnungen mit Fuchs, Marder oder Wiesel. Vögel sind häufiger zu sehen, so z.B. Mauersegler oder Schwalben. Aber auch Wiedehopf, Pirol, Eichelhäher sind hier beheimatet und an den flachen Küstenabschnitten geht der Reiher auf Nahrungssuche. Wer Glück hat, kann auch Falke, Bussard oder den seltenen Kauz beobachten. Für die Blumenmakrophotographie gibt es jedoch schier unendlich viele Gelegenheiten. Wer in die Tiefen des Mikrokosmos eintauchen möchte, dem kommt die Blumenvielfalt der Insel sehr entgegen. Wer Spaß daran hat, mit gezielter Schärfe und Unschärfe zu spielen und aus Farben und Formen ein harmonisches Ganzes entstehen zu lassen, hat auf Korfu ein reiches Betätigungsfeld. Wie so oft ist der Wind auch hier ein ernst zunehmender Gegenspieler. Wenn er über die Berghänge heraufzieht und die Blumen wild hin- und herschaukeln lässt, wird die Geduld des Photographen auf die Probe gestellt.
Landschaftlich ist die spektakuläre Küste im Westen und Nordwesten der Insel zwischen Sidári und Agios Gordis ein besonderes Highlight. Bei Sidári findet man die skurrilen Lehmklippen, die immer wieder von kleinen Buchten unterbrochen werden. Noch weiter nördlich sind am Kap Drastis die beeindruckenden, senkrecht ins Meer abfallenden Steilküsten. Kleine, strahlend weiße bis gelbliche Lehminseln und die grüne Vegetation der Küste setzen einen starken Kontrast zum tiefen Blau des glasklaren Meeres. Weitere spektakuläre Buchten gibt es rund um Paleokastritsa, die zwischen Steilküsten eingebettet sind und vor dicht mit Oliven und Zypressen bewachsenen Berghängen liegen.
Wo immer man auf Korfu unterwegs ist: Die Vielzahl unterschiedlicher Landschaftseindrücke lassen jeden Naturliebhaber ins Schwärmen geraten. Die sichelförmige Insel zu erkunden ist ein reizvolles Erlebnis, den Frühsommer photographisch einzufangen.