Klettersteig Ellmauer Halt 2344 m

Der höchste Gipfel des Kaisergebirges steht auf dem Programm, die Zacken da oben locken schon lange. Ganz deutlich habe ich ihr Rufen gehört, also lasse ich mich nicht lange bitten.

Um 2 Uhr 45 stehe ich auf, 3 Uhr 20 marschiere ich auf ca. 960 m Höhe am Gasthof Riesen los. Inzwischen liebe ich es, wenn ich bei meinen Alleingängen so früh aufbrechen kann und schon eine große Wegstrecke zurückgelegt habe, bevor der Tag überhaupt beginnt. Tags zuvor habe ich den Weg zur Riedlhütte schon auf einer Familientour erkundet, drum kann ich jetzt in der Dunkelheit ohne größere Pionierarbeit losziehen. Um 4°° Uhr bin ich bei der Riedlhütte (1226m) und sogar die Gruttenhütte auf 1620 m erreiche ich schon um 4 Uhr 40. Ich sollte also früh genug dran sein, um vor den Hüttengästen auf dem Gipfel zu sein.

Die erste Stunde bin ich noch mit Stirnlampe unterwegs, dann ist es dämmrig genug, dass ich auf dem Weg zur Gruttenhütte auch ohne Licht auskomme. Regelmäßig esse ich Traubenzucker, da ich doch ziemlich schnell unterwegs bin und keinen „Einbruch“ erleben will. Beim Hochgrubachkar lege ich das Klettersteigset an und auch meine Bergschuhe. Bisher bin ich den einfachen Weg nur mit meinen Tevas gegangen, da es sich damit wesentlich angenehmer geht. Jetzt kommt der interessante Teil des Weges: Zuerst ist noch ein Firnfeld zu queren, dann muss ich mir erst mal einen machbaren Übergang zum Fels suchen, denn zwischen Schnee und Fels ist ein tiefer Spalt ausgeapert. Schließlich das „Highlight“, der „Gamsängersteig“. Inzwischen ist es hell genug und ich befinde mich in einer wahrlich beeindruckenden Felsarena mit Vollmond über mir!! Erst sind noch ein paar luftige Bänder empor zu klettern, die allerdings alle gut gesichert sind, dann geht es über die gelbliche, senkrechte Jägerwand auf Eisenbügel weiter aufwärts. Die Stelle sieht spektakulär aus, z. T. sind die Eisenbügel durch Steinschlag schon abwärts gebogen, aber der Spaß beim Hinaufgehen ist garantiert.

Immer weiter zieht sich der Klettersteig nach oben, ist aber gut versichert und relativ einfach zu machen. Als ich am Babenstuber Hüttl (Wetterschutzhütte) ankomme, die wie in den Fels hineingeklebt wirkt, weiß ich, dass ich schon das Meiste vom Aufstieg geschafft habe. Kurze Zeit später (6 Uhr 40) stehe ich auf dem Gipfel der Ellmauer Halt, der so klein ist, dass ich es kaum schaffe, die Kamera auf dem Stativ so zu platzieren, dass ich mit dem Gipfelkreuz noch ganz aufs Photo passe. Ich bin froh, dass außer mir keine weiteren Bergsteiger hier sind, sonst wäre es wirklich eng geworden. Über die unzähligen Zacken des Kaisergebirges geht mein Blick, wirklich hammerartig, wie Stufen reiht sich ein Gratrücken an den anderen. Auf einer Seite ist das Tal 1600 Höhenmeter tiefer, auf der anderen Seite bieten sich fast unendlich viele Möglichkeiten weiterzuklettern. Allein für das Kaisergebirge müsste man sich mehrere Monate Zeit nehmen können…

Nach einer halben Stunde Photopause mache ich mich auf den Rückweg, werfe einen kurzen Blick in die Wetterschutzhütte und nehme mir viel Zeit zum Photographieren. Unterwegs sehe ich sogar zwei Alpensalamander, in der Ferne 3 Gamsen und jede Menge Enzian, Schlüsselblumen usw. Beim Rückweg habe ich auch einmal den Faden verloren: Plötzlich stehe ich inmitten der Felsen, komme nicht mehr weiter und finde auch keine Wegmarkierung mehr. Also zurück, bis ich mir sicher bin, wieder in der Spur zu sein, genau hinschauen und auf dem richtigen Weg wieder weiter. Als ich kurz vor dem Übergang zum Firnfeld bin, kommen mir die ersten Bergsteiger entgegen. Auch sie rätseln, wo der beste Übergang zum Fels ist und fragen mich nach dem Weg. An der richtigen Stelle ein großer Schritt und weiter geht´s. Bei der Gruttenhütte hole ich mir noch den Hüttenstempel, steige um auf Tevas und im Eilschritt geht es zurück. Wegen der herrlichen Blumenwiesen und der gewaltigen Ausblicke auf den Kaiser „musste“ ich jedoch immer wieder Photostopps einlegen.

 

Um 10 Uhr 35 habe ich meine 1400 Höhenmeter hinter mir und noch fast den ganzen Tag mit der Familie vor mir. Und das bei diesem Kaiserwetter, was gibt es Schöneres im Urlaub?!!!

 

23.06.2005

 

 

Versuch Hintere Goinger Halt

 

Weil´s so schön war:

Wenn ich schon mal in der Gegend bin, könnte ich doch gleich noch über den Jubiläumssteig auf die Hintere Goinger Halt gehen…

Also nochmal um 2 Uhr 45 aufstehen, 3 Uhr 10 Abmarsch. UND: 20 Minuten danach fängt es zu regnen an!!! Bockmist!!! Es wird ausdrücklich davor gewarnt, den Jubiläumssteig bei Regen zu machen! Da ich eh schon unterwegs bin, will ich aber nach so kurzer Zeit nicht zurückgehen. Ich zieh an, was geht und bin nach 37 Minuten an der Riedelhütte und nach 72 Minuten an der Gruttenhütte, fast 10 Minuten schneller als beim letzten Mal. Inzwischen ist der Regen noch stärker geworden und es wäre unverantwortlich, die Klettersteigtour durchzuziehen. AUS! FERTIG!! MIST! Tour erledigt! Aber man muss auch umkehren können. Immer noch besser, als dann eins auf die Nuss bekommen. Ich denke positiv und verbuche diesen Tourversuch als knackige Trainingseinheit!

Außerdem: ich kann ja wieder kommen!...