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Die Canon R5 im Praxistest - Ein leistungsstarker Allrounder für Naturfotografen

In der EOS R5 hat Canon viele Eigenschaften und Verbesserungen implementiert, die den Anforderungen von Naturfotografen sehr entgegenkommen: 45 Megapixel Bildauflösung mit verbessertem Rauschverhalten bei hohen ISO-Werten, rasche Bildfolge und Schärfenachführung mit bis zu 20 Bildern pro Sekunde und erstmals ein kamerainterner Bildstabilisator. Ausgestattet ist die Canon EOS R5 außerdem mit einer automatischen Augenerkennung und einer 8k Videofunktion. Ich hatte die Kamera bereits im Winter auf meinen Fototouren dabei und gebe hier meine persönliche Einschätzung zur Canon EOS R5 wider.

Die technische Weiterentwicklung auf dem Kameramarkt ist in vollem Gange und so hat auch Canon bei den spiegellosen Vollformat-Kameras nachgelegt: Neben der EOS R6 wurde im letzten Sommer zeitgleich auch die EOS R5 auf den Markt gebracht. Anfänglich gab es lange Lieferzeiten, so dass viele Aspiranten erst im Herbst bzw. Winter in den Genuss der neuen Modelle kamen. Gegenüber der EOS R, Canons Einstiegsmodell bei den Spiegellosen, haben die Neuerscheinungen einige wichtige Verbesserungen erfahren, die die Kameras auch für professionelle Ansprüche interessant machen. Die EOS R5 ist das bisher leistungsstärkste Modell der R-Reihe und eröffnet mit seiner Ausstattung neue Möglichkeiten in der Naturfotografie.

Autofokus

Die Kamera ist aus vielen Gründen interessant, einer der wesentlichen Punkte für mich war der Autofokus mit automatischer Augenerkennung. Wahlweise ist die Augenerkennung von Menschen bzw. von Tieren einstellbar. Damit wird dem Fotografen die Arbeit wesentlich erleichtert, so dass man sich beim Fotografieren voll darauf konzentrieren kann, den optimalen Bildausschnitt zu finden. In der Praxis funktioniert die Augenerkennung wirklich gut, ich habe sowohl bei z.B. Hasen und Rehen in Bewegung wie auch bei Vögeln sehr gute Ergebnisse damit erzielt. Sobald bei schlechten Licht- bzw. Kontrastbedingungen oder aufgrund der Körperhaltung das Auge nicht erkennbar ist, stellt der AF automatisch auf den Kopf bzw. den Körper um. Sind beide Augen zu sehen, kann mittels Joystick zwischen den Augen gewechselt werden bzw. zwischen verschiedenen Individuen, wenn mehrere Tiere im Bild sind. Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Aspekt: Gerade bei längeren Fotoshootings schont die automatische Augenerkennung die Konzentration des Fotografen und erhöht somit den Spaßfaktor beim Fotografieren deutlich.

 In der Mehrheit der Situationen verlasse ich mich mittlerweile voll auf die Augenerkennung: Der Algorithmus zum Erkennen der Gesichter ist so gut, dass er die Arbeit häufig besser und schneller erledigt, als wenn ich es von Hand versuche.

 

Die hohe Lichtempfindlichkeit des AF ist ebenfalls hervorzuheben, bis zu -6 LW packt das System. Die automatische Helligkeitsanpassung beim Blick durch den elektronischen Sucher hat mich immer wieder darüber getäuscht, wie weit die Dunkelheit bereits fortgeschritten war, als ich z.B. Rehe fotografiert habe. Die Ergebnisse bei ISO 10.000, f/5.6 und 1/30 s bei 800mm waren sehr überzeugend: Sowohl Autofokus als auch Bildstabilisierung haben zu ausgezeichneten Bildergebnissen geführt. Bisher hatte ich nur bei den Dachsen Probleme mit der automatischen Augenerkennung. Allerdings waren die Fotobedingungen hier wirklich absolut grenzwertig: In der Dämmerung, weit nach Sonnenuntergang, im dichten Wald das Auge der Dachse in der schwarzen Augenbinde des Dachsfells zu erkennen, ist aber wohl etwas viel verlangt. Nachdem ich umgestellt und das AF-Feld per Joystick gewählt hatte, war die AF-Treffsicherheit, trotz notwendiger ISO-Bereiche zwischen 12800 und 16000, überzeugend. Ohne den elektronischen Sucher, der mir die Umgebung in normaler Helligkeit angezeigt hat, hätte ich die Dachse in der vorherrschenden Dunkelheit sonst nicht zielsicher erkennen und fokussieren können. Wer das quirlige Verhalten der jungen Dachse kennt, wird nachvollziehen können, wie schwierig die Situation war. Gerade bei Lichtverhältnissen im Grenzbereich kommt die Überlegenheit der EOS R5 gegenüber einer DSLR wie z.B. der 5D Mark IV zum Tragen. Der geräuschlose, elektronische Verschluss (bis 20 Bilder pro Sekunde) ermöglicht gerade bei sensiblen Tieren Fotos, die beim ersten Spiegelschlag einer DSLR sofort das Weite gesucht hätten. Auch wenn die Farbtiefe hier nur 12 Bit beträgt (mechanischer Verschluss: 14 Bit und max. 12 Bilder pro Sekunde) ist diese Option in bestimmten Situationen einfach erste Wahl.

Bei Verwendung des RF-Adapters und des 2-fach-Konverters in Verbindung mit meiner 400er EF-Festbrennweite (IIer-Version) könnte der Autofokus für meinen Geschmack schneller arbeiten. In sehr seltenen Fällen kam es auch vor, dass das Bild kurzzeitig eingefroren ist. Bisher konnte ich noch keine Ursache dafür ausmachen. Mit einem Druck auf den Auslöser nach ein paar Sekunden war das Problem wieder beseitigt und die Kamera arbeitete normal weiter.

 

Der Dual-Pixel-AF (Phasendetektion) der EOS R5 kann im Menü bezüglich Geschwindigkeit und Reaktionszeit auf individuelle Bedürfnisse angepasst werden. Beim Einsatz von Original-Canon-Objektiven ist der Autofokus über das gesamte Bildfeld wählbar.

 

Arbeitet man dagegen mit manuell zu fokussierenden Objektiven, hilft einem die Focus-Peakingfunktion, die die scharfen Bereiche rot umrandet darstellt. Hat man per Touchdisplay oder Joystick einen Punkt zum Scharfstellen ausgewählt, kann man sich außerdem über den Fokusassistenten einen Führungsrahmen und den Abstimmungswert (Schärfe) anzeigen lassen.

 

Ergonomie und Ausstattung

In der Makrofotografie oder auch bei Landschaftsaufnahmen empfinde ich diese Hilfestellung als sehr angenehm und verwende sie dementsprechend auch häufig. Gerade in Verbindung mit dem dreh- und schwenkbaren Klappdisplay (3,2 Zoll mit 2,1 Mio. Bildpunkten) erleichtert dies zudem das bodennahe Arbeiten sehr.

 

Die Ergonomie der EOS R5 ist insgesamt recht gut ausgefallen. Obwohl sie mit Karte und Akku nur rund 740 g auf die Waage bringt und etwas kleiner als z.B. die 5D Mark IV ist, lässt sie sich gut halten und liegt angenehm und griffsicher in der Hand. Die für mich perfekte Ergonomie einer 5D Mark IV erreicht sie aber nicht ganz. Auch wenn es sehr willkommen ist und Kosten spart, dass die EOS R5 mit den Akkus der Vorgängerversionen kompatibel ist (LP-E6NH / LP-E6N) würde ich es trotzdem bevorzugen, die spiegellosen Kameras etwas größer zu bauen um Platz für einen größeren Akku mit mehr Power und Laufzeit zu schaffen. Letztlich wird durch die Nutzung von Display und elektronischen Sucher immer mehr Strom verbraucht als bei Nutzung einer DSLR. Meines Erachtens ist daher bei spiegellosen Kameras ein größerer Akku sinnvoll. Laut CIPA-Standard sollen mit dem mitgelieferten LP-E6NH-Akku bis zu 490 Aufnahmen möglich sein. In der Praxis ist dieser Wert jedoch nur begrenzt aussagefähig, da die Nutzungszeit des LCD´s bzw. des Suchers individuell sehr verschieden ist. Bei längeren Touren empfiehlt es sich auf jeden Fall Ersatzakkus zur Hand zu haben. Eine Stromversorgung der Kamera über die integrierte USB-C-Schnittstelle ist möglich.

 

Die Anordnung der Bedienelemente ist bei der EOS R5 ausgezeichnet gelöst. Es stehen drei individuell konfigurierbare Wahlräder zur Verfügung, die alle problemlos mit der rechten Hand zu bedienen sind. Dazu gibt es den praktischen Joystick, mit dem die AF-Felder ausgewählt werden oder sich durch das Menü navigieren lässt. Die Einhandbedienung ist damit recht praxisnah gelöst, mittels der drei Wahlräder kann ich bei mir so ISO-Zahl, Blende und Belichtungskorrektur direkt beeinflussen.

 

Bei der EOS R5 ist ein SD-Kartenschacht (UHS-II kompatibel) verbaut und zusätzlich ein CFexpress-Slot. Die schnellere Datenspeicherung über dieses neue Medium ist sicher ein Argument für den höheren Anschaffungspreis.

Die EOS R5 ist ausgezeichnet verarbeitet und staub- und spritzwassergeschützt gebaut. Bei meinen Einsätzen im Regen oder bei Schneefall sind bisher noch nie Probleme bzgl. Feuchtigkeit aufgetaucht.

 

Der elektronische Sucher mit 0,76-facher Vergrößerung hat eine Bildwiederholfrequenz von wahlweise 60 (Standardeinstellung) oder 120 Bildern pro Sekunde und zeigt ein klares, brillantes Bild. Für die meisten Fälle ist die stromsparendere Standardeinstellung absolut ausreichend, nur bei schnell bewegten Motiven würde ich die höhere Bildwiederholfrequenz empfehlen. Wie schon im Vorgängermodell kann man sich Live-Histogramm, elektronische Wasserwaage und die wichtigsten Belichtungsparameter einblenden lassen. Die Bedienung der EOS R5 ist intuitiv und Canon-Nutzer werden sich nach kurzer Eingewöhnung schnell zurechtfinden. Die Belegung der Tasten und Wahlräder lässt sich weitgehend frei nach persönlichen Vorlieben konfigurieren.

 

Bildstabilisator

Lange erwartet und jetzt endlich in der Kamera integriert: Canon hat bei der EOS R5 einen Bildstabilisator eingebaut, der bis zu 5 Belichtungsstufen kompensiert. Der kamerainterne IS ist zudem mit dem IS geeigneter Objektive kombinierbar, was letztlich dann bis zu 8 Belichtungsstufen bringt. Damit werden Freihand-Belichtungszeiten möglich, die bisher undenkbar waren. Egal ob man mit einem Tele unterwegs ist oder im Weitwinkelbereich arbeitet: Wer also mal das Stativ nicht dabei hat, ist aufgrund des Stabilisators trotzdem gut gerüstet.

 

Bildqualität

Der 35mm Vollformat-CMOS-Sensor mit 45 Megapixel liefert detailreiche Fotos, die nicht nur Landschaftsfotografen zu schätzen wissen. Auch Tierfotografen haben mit der Bildgröße genug Reserve, bei Bedarf das Foto zu croppen. Sogar wenn aus Querformat ein Hochformat werden muss, ist die Bildgröße ausreichend groß, um ansprechende Resultate zu erreichen. Der Sensor liefert in Bezug auf Dynamik und v. a. Rauschverhalten nochmal deutlich besser ab als z.B. die 5D Mark IV. Gerade bei höheren ISO-Bereichen haben mich die Ergebnisse verblüfft. Mit der EOS R5 kann ich zur Not noch mit ISO 10.000 oder sogar 12.800 arbeiten und die Fotos haben noch sehr ordentliche Qualität.

 

Die Videofunktion wurde von mir nicht getestet.

FAZIT

Die Canon EOS R5 ist eine extrem leistungsstarke Kamera die professionellen Ansprüchen in der Naturfotografie gerecht wird. Die Ausstattung der Kamera mit Joystick und 3 Wahlrädern sowie die individuellen Konfigurationsmöglichkeiten der Tastenbelegung gestatten einen praxisnahen Bedienkomfort. Die Bildqualität ist absolut überzeugend: Detailreichtum, Rauschverhalten und Dynamik stellen mehr als zufrieden und ermöglichen in Verbindung mit dem hervorragenden AF, der hohen Bildfrequenz und der integrierten Bildstabilisierung absolut überzeugende Bildergebnisse.

 

Steckbrief zur Canon EOS R5:    Preis derzeit rund 3500 Euro

-          Sensorgröße                             36 x 24 mm (8192 x 5464 Pixel, 45 Megapixel eff.)

-          Isobereich                                 100 – 51200

-          Abmessungen (BxHxT)        ca. 139 x 98 x 88 mm

-          Akku                                            LP-E6NH / LP-E6N

-          Gewicht                                      650 g ohne Akku/Speicherkarte, 738 g incl. Akku/Speicherkarte)

-          AF-System/-Messfelder      100 % horizontal und 100 % vertikal mit Gesichtserkennung + Verfolgung

-          bis -6 LW Low-Light AF

-          Sucher: 0,5 Zoll OLED elektronischer Farbsucher (5,76 Mio. Bildpunkte, 100 % Bildfeld-Abdeckung), Vergrößerung: 0,76-fach

-          3,2 Zoll Display (2,1 Mio Bildpunkte, 100 % Abdeckung), dreh- und schwenkbar,

-          Reihenaufnahmen: 12 B/s mit AF-Nachführung (mech. Verschluss, 14 Bit Farbtiefe) bzw.

-          20 B/s mit AF-Nachführung (elektron. Verschluss, 10 Bit Farbtiefe), max. 180 RAW oder 350 JPEG

-          Dual-Pixel CMOS AF (Gesichtserkennung- und Nachführ-AF)

-          Interner Bildstabilisator (bis zu 5 Stufen), kombinierbar mit IS von Objektiven (bis zu 8 Stufen)

-          2 Kartenslot (1 x CFexpress, 1 x SD/SDHC/SDXC und UHS-II)

-          WLAN, Bluetooth

-          Max. 8k-Video bis 30 B/s, 4k UHD bis 120 B/s

-          Anschlüsse: Mikrofonbuchse‚ Kopfhöreranschluss (Miniklinke Stereo), N3-Schnittstelle, HDMI-out (Typ D),  Blitz Synch Buchse

-          Computer: SuperSpeed USB 3.1 Gen 2 USB C

 

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