Kanadiertour am Bowron Lake, Kanada

KANADA – der Name allein ist wie Musik in unseren Ohren. In den (fast) unendlichen Nationalparks gibt es noch unberührte Natur. Wir sind schon seit einigen Tagen in Kanada auf Tour und für drei weitere Wochen ziehen wir mit Mietwagen und Zelt von einem Nationalpark zum anderen. Soweit das Auge reicht nur Wald und Seen. Und einen der Schönsten haben wir uns ausgesucht für eine Kanadiertour: den Bowron Lake im Bowron Lake Provincial Park/British Columbia.

Der Bowron Lake besteht eigentlich aus einer Seenkette, die in Form eines Vierecks angeordnet ist. Um ihn vollständig zu umrunden, bräuchte man mehrere Tage, besser sogar eine Woche, um alles in Ruhe aufnehmen zu können. Dabei sind weit über 100 km zu paddeln, also nichts für Landratten und Kurzatmige. Wir sind mit meinen Eltern unterwegs, beide sind alles andere als kurzatmig, aber meine Mutter ist nicht sooo wasserbegeistert… Aber zu einer kleinen Tour können wir sie überreden :-)

Für 40 CanDollar/Tag mieten wir uns einen Kanadier, einer Paddeltour in die Wildnis Kanadas steht also nichts mehr im Wege, das Abenteuer ruft! Voller Freude starten wir mit unseren gelben Kanadiern und fühlen uns wie die alten Trapper. Nach kurzer Zeit auf dem Wasser sehen wir am Ufer erst einen Fischadler und dann sogar einen Weißkopfseeadler. Wahnsinn, damit hätten wir nicht gerechnet! Majestätisch sitzt er auf seinem Baum und beobachtet uns, wie wir auf dem Wasser mit unseren Kanadiern an ihm vorbeigleiten. Diesen Vogel in freier Wildbahn zu beobachten, ist etwas Besonderes, allein dafür hat sich die Tour schon gelohnt. Der gewaltige Schnabel und die Klauen sind beeindruckend, perfekt ausgerüstet für den Fischfang und das Beutezerlegen. 

Nachdem wir uns sattgesehen haben, paddeln wir weiter und werden schon wieder überrascht! Eine fünfköpfige Fischotterfamilie taucht plötzlich im Wasser auf und nimmt uns neugierig in Augenschein. Allzu nahe lassen sie uns jedoch nicht heran. Wenn wir uns nähern, tauchen sie wie U-Boote ab und wir rätseln, wo sie als nächstes wieder auftauchen werden. Natürlich sind sie deutlich schneller unterwegs, wir sind eben doch Landratten… Trotzdem ein schönes Schauspiel, wir sind völlig begeistert. So kurzweilig hätten wir uns die Tour nicht vorgestellt. Nachdem die Neugier an dem „gelben schwimmenden Etwas“ nachgelassen hat, macht sich die Familie auf und davon.

 

Etwa 2 ¼ Stunden paddeln wir, bis wir das Ende des ersten Sees erreichen und zum Bowron River kommen. Als es zu sehr nach Regen aussieht, machen wir am Ufer Pause und gönnen uns eine kleine Brotzeit. Die Wolken ziehen glücklicherweise weiter und wir können im Trockenen essen. Unsere Weiterfahrt im Bowron River wird kurz darauf für ein weiteres Highlight gestoppt: Keine 10 m von uns entfernt entdecken wir eine Elchkuh im Wasser, am gegenüberliegenden Ufer sind noch Ihre zwei Jungen im Gebüsch (unsere ersten Elche die wir sehen, in Norwegen hat es noch nie geklappt). „Notgedrungen müssen“ wir anhalten, dazwischen drängen wollen wir uns nicht, wahrscheinlich versteht „Mama-Elch“ da keinen Spaß. Außerdem kosten wir diesen Anblick natürlich aus. Wir gehen an Land und beobachten von dort die Elchfamilie beim Abweiden der Wasserpflanzen. Schließlich durchwaten die Kleinen den Fluss und verschwinden mit Mama-Elch in aller Ruhe im angrenzenden Dickicht. Wir waren genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort, was sind wir heute nur für Glückspilze!

 

Wir folgen dem gewundenen Verlauf des Bowron Rivers flussaufwärts bis zum Beginn des zweiten Sees. Meine Eltern treten ab hier den Rückweg an, Claudia und ich wollen noch die Insel im zweiten See umrunden. Mit vereinten Kräften kämpfen wir gegen den auffrischenden Wind an. Nach einer halben Stunde geben wir auf, offensichtlich haben wir die Dimension der Insel unterschätzt. Im schnellen Paddeltempo machen wir uns auf den Rückweg, da sich in der Ferne eine Schlechtwetterfront aufbaut. Ein erstes Donnergrollen und Blitze erinnern uns, dass noch ein über 10 km langer Rückweg vor uns liegt. Im Bowron River sehen wir einige schöne Forellen stehen. Zum Angeln haben wir weder die Ausrüstung noch die Erlaubnis, aber Reizen würde es uns schon… Als wir den ersten See wieder erreichen, fängt es nun doch zu Regnen an, außerdem kämpfen wir gegen starken Wind und Wellen an, das kann ja lustig werden. Vorsichtshalber halten wir auf das Ufer zu, damit wir bei Gewitter rechtzeitig aus dem Wasser kommen. Aber nach 20 Minuten vertreibt der Wind die Schlechtwetterfront und die Sonne kommt raus. Auf einer schönen Sandbank am Ufer treffen wir meine Eltern wieder, die die Sonne genießen und sich die Brotzeit schmecken lassen. Klar zum Entern, wir auch!!! In der Sonne wird es so warm, dass ich mich kurz entschlossen zu einem erfrischenden Bad im See hinreißen lasse. Nach einer ¾ Stunde Pause stechen wir wieder in See und paddeln zurück zum Ausgangspunkt, wo wir um 19°°Uhr ankommen. Als wir die Karte beim Verleiher nochmal genauer ansehen, stellen wir fest, dass Claudia und ich heute über 30 km gepaddelt sind. Nicht schlecht für´s Erste. Abends gibt es dann reichlich Kohlenhydrate: Wir kochen uns Nudeln und es gibt Schokolade und Obst. Nach so einem erlebnisreichen Tag schmeckt es am Lagerfeuer doppelt gut!

Eines Tages kommen wir wieder, ganz sicher ...